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(Tourenkarte - siehe unten)

Torres del Paine - der Circuit

Heute morgen geht es los. Nachdem alle Klamotten und für 7 Tage Essen im Rucksack verstaut sind, schließen wir die Fahrräder an der Hosteria an und machen uns auf den Weg. Zunächst geht es bergauf durch Wald- und Wiesenland. Mein Billig-Rucksack drückt ganz gut, vielleicht hätte ich mir doch noch einen Neuen kaufen sollen. Über 20 kg drücken auf den Rücken, denn zu Essen können wir unterwegs nicht viel kaufen. Gegen Mittag kommen wir wieder ins Tal des Rio Paine, das ganze Tal blüht weiß, soviel Magarithen stehen hier. Bei der Mittagsrast am Campamento Peron  quatschen wir ein wenig mit einem australischen Pärchen, die wir noch die ganze Woche immer wieder sehen werden. Das ist recht lustig, es gehen immer die gleichen Leute mit uns die Etappen, mal geht die eine Gruppe vor uns, mal gehen wir vor Ihnen. In den Pausen und am Abend sitzen wir oft zusammen und quatschen noch ein wenig. Hinter dem Campamento steigt dann der Weg bald steil bergan und wir sind das erste Mal gefordert, dafür entschädigt ein schöner Blick über das Flußtal. Ich bin noch nicht richtig eingelaufen und quäle mich etwas über den Nachmittag. So bin ich froh als wir das Campamento Coiron erreichen, das keinerlei Komfort bietet, außer einem Fluß der uns mit Wasser versorgt. Zudem sind auch die Mücken heute Abend etwas penetrant. So geht es dann nach Kochen und Füße waschen auch zum Lesen ins Zelt.

Der nächste Morgen weckt uns mit Regen und so bleiben wir noch etwas länger liegen. Der erste Teil der heutigen Strecke ist ziemlich leicht zu laufen, aufgrund des Regens allerdings ziemlich feucht, sodaß wir trotz Goretex-Stiefel nasse Füße bekommen (Allerdings sind meine Stiefel wohl auch nicht mehr ganz dicht.). Nach 3 Stunden kommen wir bei nunmehr Sonne an der Albergue Dickson an. Nun ist erstmal trocknen der ganzen nassen Sachen angesagt und eine kräftige Brotzeit. Wir kommen auch wieder ein wenig ins Quatschen und so dehnt sich unsere Mittagspause auf gut 2 Stunden. Für den Nachmittag haben wir noch den Aufstieg zum Campamento Los Perros vor, das direkt am Gletscher liegt. Der Weg zieht sich durch einen Bruchwald immer bergauf. Von einem Weg kann man bald kaum noch sprechen, wir klettern über einen Baumstamm nach dem anderen. Das schafft ganz gut und wir haben schon über 3 Stunden hinter uns und der Gletscher ist immer noch nicht in Sicht. Eine Hängebrücke kündigt das Ende des Waldes an und über tosendes Gletscherwassser gelangen wir auf die andere Seite. Nun liegt nur noch das Geröllfeld vor uns, das wir ohne rechten Weg erklimmen müssen. Langsam lassen die Kräfte nach. Hauke hat glücklicherweise noch einen blick für die Gletscherlagune übrig, die ich fast links liegen gelassen hätte. Um 19:00, nach fast 10 Stunden Wandern heute erreichen wir das Campamento. Nun noch schnell das Zelt aufstellen und kochen. Zum essen müssen wir schon ins Zelt kriechen, so kalt ist es hier oben, sonst hätten wir mit Handschuhen essen müssen. Später reden wir noch ein bisschen mit ein paar Argentiniern, die wir auch noch den ganzen Rest der Woche immer wieder treffen sollten. Ein Gaucho bringt noch zwei Säcke Lebensmittel in die Hütte. Doch heute sind wir so müde, das wir bald ins unsere Schlafsäcke kriechen und in einen tiefen Schlaf fallen.

Eine kalte Nacht haben wir hinter uns. So kommen wir erst um 10:00 Uhr los, heute soll es über den Paß (knapp 1200m hoch) zum Gletscher Grey gehen. Die beiden Australier und die Argentinier gehen immer mal vor, mal hinter uns. Zunächst ist es wieder ganz schön feucht, nach dem Regen gestern ist der Weg ein einziger Bach und wir müssen uns raktisch durch ein Moor bergauf kämpfen. Besser wird das Terrain erst, als wir den Rio Paso überquert, bzw. durchwatet haben. Nun geht es über Steinfelder steiler bergauf. Doch wir haben Glück mit dem Wetter, es ist zwar kein strahlender Sonnenschein, doch die Sicht ist nicht schlecht, was hier beileibe nicht immer der Fall ist, wie wir später von anderen hören. Mittags kommen wir auf dem Höhepunkt des Passes an und haben ein tollen Blick auf den Gletscher Grey, der sich vor uns ausbreitet. Mit diesem tollen Blick genießen wir zusammen mit unseren argentinischen Freunden die Mittagspause. Sie sprechen etwas Englisch und so können wir uns unter Zuhilfenahme der Füße und Hände ganz gut verständlich machen.

Nun, während ich diesen Bericht schreibe, muß ich wieder an die vier  (Eduardo, Jorge, Riccado und Ariel) denken. Alle haben studiert, können aber in ihren eigentlichen Berufen (Ingeneur, etc.) nicht arbeiten und jobben stattdessen im Sportgeschäft oder ähnliches. Es ist schwer 2001 eine Familie in Argentinien zu ernähren. Trotzdem leisten sie sich den Urlaub. Eduardo ist abends häufig fix und fertig und kann sich kaum noch auf den Beinen halten, hat aber einien unbändigen Willen und kann sogar drei Worte Deutsch. Wir haben viel Spaß miteinander. Heute, eineinhalb Jahre später, 2002, liegt Argentinien wirtschaftlich am Boden, der Peso ist nicht mehr an den Dollar gebunden und Eduardo und seine Freunde können sich eine solche Reise nicht mehr leisten, denn Flüge müssen nach wie vor in Dolar bezahlt werden. Nur die hat kaum noch einer, hoffentlich können sie wenigstens noch ihre Familien ernähren. Ich merke wie priveligiert ich bin, genug Geld zu verdienen, ohne Probleme überall hinzureisen zu können.
Beim Abstieg bin ich froh, meine Stöcke zu haben, die Chilen haben anscheinend noch nie etwas von Serpentinen gehört, der Weg verläuft einfach den Berg hinunter und das kostet ganz schön Kraft in den Beinen. Langsam kommen wir wieder unterhalb die Baumgrenze und zum alten Campamento Paso. Das Neue ist noch gut eine halbe Stunde weiter und ziemlich mickrig, sodaßwir Mühe haben unser großes Zelt unterzubringen. Auch haben wir heute abend noch Probleme mit unserem Benzinkocher, in Cerro Castilo hat man uns wohl verbleites Benzin verkauft. Da ich auch nicht mehr so fit bin, fackel ich fast den ganzen Kocher ab, aber glücklicherweise verlieren wir nur den Hitzreflektor und keine Menschenleben. Nach einer gründlichen Reinigung, schaffen wir es auch noch, etwas zu Essen zu kochen. Nach dem Essen fängt es an zu regnen und so kriechen wir erschöpft schon um kurz nach Acht in die Schlafsäcke. Ich lese noch ein bißchen in Bruce Chatwins Reisebeschreibung "Patagonien", bevor auch ich die Augen schließe.

Am heutigen Tag steht uns nur eine kurze Etappe bis zum Camping Grey an der Gletscherlagune des Grey-Gletschers bevor. Da es regnet, kommen wir nur mühsam aus den Schlafsäcken und so sind wir fast die letzten die heute Morgen aufbrechen. Unser australisches Pärchen holen wir schon bald ein. Heute gibt es immer wieder tolle Aussichten auf den Gletscher. Immer wieder müssen wir kleinere Schluchten mit Bächen durchqueren. Eine Leiter erleichtert einmal den Aufstieg. Dann geht es wieder in den Wald. Plötzlich fallen Holzspäne auf meine Kopf und ich schaue nach oben, wo ein Spechtpärchen sich an einem Baum zu schaffen macht. Fast eine halbe Stunde beobachten wir die Beiden und schauen ihnen bei der Arbeit zu. Dann geht es weiter hinunter zum Lago Grey. Im Lago schwimmen Mini-Eisberge des Gletschers und so ist die Dusche mit dem kalten Seewasser ein eisiges Vergnügen. Aber wir fühlen uns wieder sauber hinterher. Dann bringt auch noch ein Gaucho mit dem Pferd neue Lebensmittel und auch frisches Brot. So sitzen wir dann hinterher mit Ian, dem Schotten gemütlich beim Abendessen zusammen und erzählen unsere Erlebnisse.

Nachts wird das Wetter immer schlechter und die nächste Etappe vom Lago Grey bis zum Campamento Italiano zählt so nicht gerade zu den Höhepunkten. Wenigstend können wir in einer kurzen Regenpause das Zelt abbauen. Aber schon wenige Meter nach dem Start beginnt es wieder zu schütten. Der Rucksack drückt auch wieder ziemlich kräftig, merkwürdig so langsam wird das Essen doch weniger. Mittags am Refugio Pehoe kauern wir uns unter einen Dachvorsprung, um wenigstens trocken etwas essen zu können. Wir kaufen noch ein paar Kekse und dann geht es weiter, der Weg führt jetzt leicht hügelig oberhalb des Lago Nordenskjöld vorbei. Unsere Argentinier sind den ganzen Tag kurz vor oder hinter uns. Und obwohl meine Motivation imer mehr sinkt kommen wir irgendwann am Campamento Italiano an und dann hört es auch wieder auf zu regnen. Wir bauen unser Zelt in dem kleinen Wäldchen auf und nachts wird es wieder saukalt. Eine lange Nacht schlafreiche Nacht schafft wieder Kraft und so steigen wir frohen Mutes bei leichtem Schnee- und Graupelschauer auf in das Valles del Frances. Die Sicht ist sehr wechselhaft, aber wie immer haben wir auch wieder ein bisschen Glück und so sind die mit zuckerweißer Schneehaube bedeckten Gipfel immer wieder zu sehen. Es ist Sommer in Patagonien! Nach gut 2 Stunden sind wir im oberen Tal angekommen und der Weg wird wieder sehr morastig. So kehre ich um und lasse Hauke alleine weiterlaufen. Mir tut ein nicht so anstrengender Tag ganz gut. Beim Abstieg treffe ich Ian, den Schotten, wieder, er ist heute früh vom Pehoe hier her und findet es auch saukalt. Unten im Campamento angekommen schaue ich auf meinen Fahrradtacho, der mir 8 Grad Celsius anzeigt. Danach ist mal wieder unser Kocher dran, der das verbleite Benzin, das man uns angedreht hat, überhaupt nicht mag. Eine gründliche Reinigung sorgt dafür, daß wir abends wieder etwas schönes Warmes zu Essen bekommen.

Am nächsten Morgen ist es wieder ziemlich zugezogen. Nach einem durchaus erholsamen Tag gestern bauen wir heute unser Zelt schon um 9:00 Uhr ab und ziehen weiter Richtung Las Torres. Bei der neuen Albergue Los Cuernos treffe wir die Argentinier wieder und so laufen wir wieder den ganzen Tag zusammen Richtung Las Torres. Der Regen wird wieder stärker und soll auch die ganze Nacht nicht mehr aufhören. Ansonsten ist die Strecke heute relativ unspektakulär, wir sehen zu, daß wir unser Zelt aufbauen können und setzen uns dann mit Eduardo, Jorge, Ricado und Ariel in die Hosteria und genehmigen uns ein Bier, das wir uns nach Vollendung der Runde wohl auch gut verdient haben. Den ganzen nächsten Tag regnet es weiter und so verschieben wir unseren Aufstieg zu den "Torres". Stattdessen sitzen wir in der Hosteria und spielen Halma, zu zweit oder dritt, stundenlang. Hauke flickt noch einen Platten an seinem Rad, damit wir übermorgen gut wieder loskommen. Und wir hoffen auf besseres Wetter.

Am nächsten Morgen ist es etwas besser und Hauke will unbedingt hoch zu den Torres. Und er hat einen guten Riecher. Beim Aufstieg kommen zwar noch viele Wolken vorbei, aber es wird besser. Schon um 9:00 Uhr gehen wir los und nach 1 1/2 Stunden sind wir am Refugio Chileno. Weiter geht es Richtung Torres. Weitere 1 1/2 Stunden geht es bergauf mit immer wieder schönen Blicken, die letzte 3/4 Stunde geht es dann durch Gletschergeröll steil bergauf. Dafür hat Petrus ein Einsehen und oben angekommen, bekommen wir immer wieder für kurze Zeit alle Spitzen zu sehen. Der Blick ist schon beeindruckend, und wir haben wieder Glück gehabt und an der entscheidenden Stelle gute Sicht gehabt. Später treffen wir Leute, die die ganze Woche keinen Gipfel zu Gesicht bekommen haben, wobei das auch Pech sein muß. Das Wetter ist halt ziemlich wechselhaft hier. Nach einer halben Stunde geht es wieder bergab und am Refugio Chileno leisten wir uns erstmal einen Kaffee. Danach geht's weiter bis Las Torres und eine warmeDusche wartet auf uns. Diese tolle Woche Wandern im Nationalpark lassen wir ausklingen mit einem guten Essen und danach mit einer Runde Bier und einem Halmaspiel in der Hosteria mit unseren argentinischen Freunden. Nun wartet wieder das Fahrrad auf uns. Wir wissen noch nicht, ob wir weiter Richtung Feuerland fahren sollen oder mit dem Schiff nach Puerto Montt. Aber das wird sich in Puerto Natales herausstellen. Diese Woche Wandern hat jedenfalls Lust gemacht auf mehr an anderer Stelle.


Ade Torres Del Paine, zurück zur Radtour geht's hier.



Tourenkarte Torres del Paine:




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