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Die Samsö Runde


Freitag Morgen im August, Bootshaus Vfl93 Hamburg: Robert und ich packen unsere Paddelklamotten und Zelt- und Bootsausrüstung ins Auto, hieven die Kajaks auf's Dach und los geht's immer Richtung Norden. Ziel ist die dänische Ostseeküste  vor Samsö. Dieses Jahr wollen wir 'vor der Haustür' ein paar anspruchsvollere Touren ausprobieren. Rechtzeitig ist das gute Wetter im August auch umgeschlagen und es wird deutlich windiger und unbeständiger. Nachmittags erreichen wir Juelsminde, von wo wir am nächsten Morgen starten wollen. Doch zunächst wartet noch ein fauler Nachmittag und ein gutes Fischessen am Abend auf uns.

Am Sonnabend dann die erste Etappe, allzu früh kommen wir am ersten Tag natürlich nicht los. Außerdem ist recht starker Wind und so schenken wir uns die ursprünglich gelpante Überfahrt nach Endelave. Wechselhaftes Wetter mit ein paar Regenschauern begleitet uns heute auf unserem Weg. Mittagspause machen wir kurz vor der Überfahrt über den Horsens Fjord. Danach fahren wir weiter Richtung Norden. Die Fahrt an der Küste ist auch anspruchsvoll genug, wenn die Wellen quer kommen, verschwindet Robert schon mal fast hinter der Welle neben mir. Trotz des Windes kommen wir gut voran heute, hoffentlich wird es morgen weniger, sonst kommen wir nicht nach Samsö rüber. Einganzes Stück haben wir zurückgelegt und dem entsprechend müde sind wir heute Abend. Der Wetterbericht sagt keine Wetterbesserung voraus, mal sehen was der nächste Tag bringt.

Nun, er bringt einen Pausentag, denn bei Windstärke 6 und mehr ist an eine Überfahrt nicht zu denken. So wird es für uns ein fauler Tag mit einem kleinen Bummel durch Hou, Kaffee und Kuchen und einem guten Buch am Nachmmittag. Abends kommt noch ein Pärchen mit Fahrräder und ihrem kleinen (14 Monate alten) Sohn im Fahrradanhänger auf den Campingplatz. Wir beschäftigen den Kleinen solange die Eltern ihr Zelt aufbauen. Dann machen wir unsere Boote fertig, obwohl der Deutsche Wetterdienst wieder starken Wind vorhergesagt hat. Die letzten Tage war morgens immer weniger Wind und so planen wir morgen früh um 5:00 Uhr aufzustehen, um den frühen Morgen zur Überfahrt zu nutzen.

Am nächsten Morgen werden wir dann auch unsanft aus unseren Träumen geweckt, ein Blick auf's Meer sagt uns, daß es heute klappen könnte. Schnell kriechen wir aus unseren Schlafsäcken und bereiten uns mit einem kräftigen Frühstück auf die geplante Überfahrt vor. Als wir unsere Boote um 7:00 Uhr zu Wasser lassen schlafen die meisten auf dem Campingplatz noch.  Wir wollen nördlich von Tunö zur Nordspitze von Samsö fahren, auch um nicht mit der Fähre in Konflikt zu kommen. Mit zunehmender Entfernung vom Land wird die Dünung höher. Ein etwas mulmiges Gefühl beschleicht uns zunächst schon, als wir uns immer weiter vom Land entfernen, schließlich sind es zunächst knapp 6 Seemeilen bis Tunö und dann nochmal 4 Seemeilen bis Samsö. Durch den Rückenwind kommen wir jedoch gut voran. Die Wellen  sind so zwischen einem halben und dreiviertel Meter hoch, Wind so zwischen 4 und 5. Die Wellen sind so lang, daß wir gut ins Surfen kommen, bis zu 4 Wellen schaffe ich hintereinander. Nach 1 1/4 Stunden sind wir bei Tunö angelangt, wir steigen an der Nordküste kurz aus unseren Booten und essen zwei Müsliriegel, bevor es weitergeht. Die Insel schirmt hier Wind und Wellen etwas ab. Hinter Tunö wird der Wind wieder stärker und durch die Inselspitze im Osten bilden sich komische Kreuzwellen. Wir tanzen hoch und runter.  Mit zunehmender Entfernung von der Insel werden die Wellen wieder höher und wieder surfen wir eine Welle nach der anderen hinunter. Das morgens noch mulmige Gefühl weicht einem Hochgefühl durch das schnelle und spannende Vorwärtskommen. Robert muß vor der Nordspitze unbedingt nochmal eine Rolle ausprobieren. Hinter der Spitze machen wir nochmal eine kurze Pause, Spaziergänger schauen uns interessiert zu. Dann geht es zum Campingplatz bei Nordby. Mittags schon bauen wir unser Zelt auf, wir haben genug getan für heute und einen richtigen Hunger. So machen wir uns auf in den Ort um einzukaufen und mit Pölser und Bier unsere Mägen zu erfreuen. Nachmittags fängt es an zu regnen und mit kurzer Unterbrechnung, die wir zur Toilette nutzen, schüttet es bis zum nächsten Morgen durch. Glücklicherweise bleiben wir im Zelt recht trocken.

Über Nacht hat der Wind nachgelassen, nur noch Windstärke 2-3, also ideal für einen gemütlichen Paddeltag entlang der Küste. Um halb 9 hat es endlich aufgehört zu regnen und so machen wir uns erstmal ein ordentliches Frühstück. Wir brauchen ziemlich lange, um all unsere Sachen wieder zusammenzupacken. Ruhig fahren wir die Küste entlang und dann in den Stavns Fjord, der nach einigen Karten ein schmalen Durchlaß am Ostufer haben soll. Wenn nicht, wollen wir kurz umtragen. Eine lange Dünung von hinten begleitet uns, die wohl noch von dem starken Wind der letzten Tage herrührt. Viele Vögel findet man im Fjord, wir finden auch den kleinen Durchlaß, der aber wirklich nur mit dem Kajak zu bewältigen ist. Nicht viel mehr als 15 cm ist die Tiefe an der tiefsten Stelle heute. Robert fährt langsam voraus und läuft auch prompt auf Grund. Ich muß so zunächst rückwärts, kann aber die Grundberührung vermeiden. Wir fahren noch bis hinter die nächste Landspitze und machen dann an einem schönen Stück Steilküste erstmal Mittagspause. Das Wasser ist hier so klar, daß man sich wirklich wie in der Südsee vorkommt. Nun ist es nicht mehr weit bis Ballen, das im Norden einen sehr schön gelegenen Campingplatz hat. Wir stellen unser Zelt mit Meerblick auf, was noch Konsequenzen haben soll. Ein gutes Essen und die letzte Flasche des mitgenommenen Rotwein runden den Tag ab. Es ist ein toller Sommerabend, aber der Wtterbericht verheißt nichts Gutes. Nachts um 4:00 uhr werden wir durch den heulenden Sturm geweckt, unser Tarp ist zusammengebrochen. Wir sichern es so gut es geht, der Wind wird gegen Morgen immer stärker, er reicht so langsam bis gut Windstärke 8. Neben uns fliegt ein Wohnwagenvorzelt weg und wir bekommen auch kaum Schlaf, denn wegen der guten Aussicht steht unser Tunnelzelt nun quer zum Wind, der ziemlich genau aus Osten bläst. Erst gegen Mittag dreht der Wind etwas nach Westen ab uns so können wir in den Ort gehen, um uns zu erkundigen wie wir von der Insel  wieder 'runterkommen, wenn es morgen immer noch nicht besser ist. Es ist jetzt schon Mittwoch und am Freitag Abend haben wir uns mit Astrid, Marlene und Friedrich in  Mommark auf Alsen für die zweite Woche verabredet. Es ist möglich nach Juelsminde per Bus zu kommen, um das Auto zu holen, aber das wird dann morgen den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Robert geht nachmittags nochmal mit seinem Seekajak in die Wellen. Ansonsten wird es ein fauler Tag mit Zeitung und Buch lesen.

Am nächsten Morgen ist das Wetter immer noch nicht besser und so beschliessen wir, daß ich das Auto holen gehe. So kann es halt auch gehen beim Seekajakfahren, wir kommen nicht mehr aus eigener Kraft hinunter von der Insel, der Wind bläst immer noch mit 6-7, nun aus West, es wäre zu riskant mit dem Boot loszufahren. Den ganzen Tag verbringe ich mit Bus- und Auto fahren. Als ich abends mit dem Auto auf die Insel komme, ist bestes Wetter. Wir kochen und setzen uns danach mit dem Rest unseres Whiskys vors Zelt. Morgen müssen wir früh raus. nur bei der Fähre um 7:00 Uhr war noch ein Platz frei. Auch wenn wir nicht so viel paddeln konnten wie wir eigentlich vorhatten, war es eine schöne Woche mit tollen Herauforderungen. Und mit der Insel Samsö haben wir noch eine Rechnung offen, wir werden also bestimmt wieder kommen.



Die Tourenkarte:
samsoe karte
Karte: (c) OpenStreetMap (and) contributors, CC-BY-SA, www.openstreetmap.org

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